Les 20 ans de Swissmedic - Attentes et changements dans l'intérêt public
Discours de Marina Carobbio Guscetti - 27.10.22 à l'occasion du 20e anniversaire de Swissmedic
Seul le texte prononcé fait foi
È un grande onore poter intervenire in occasione del ventesimo anniversario di Swissmedic. Una ricorrenza che deve sì sottolineare l’importante lavoro svolto, ma ci deve far guardare anche al futuro.
Ecco perché, oltre a fare gli auguri a Swissmedic, e soprattutto alle sue collaboratrici e ai suoi collaboratori, questa è anche l’occasione per formulare delle richieste sia a Swissmedic che alla politica.
Non posso che felicitarmi con Swissmedic per avere il 58% di donne tra i suoi collaboratori; non si deve però dimenticare che nel Consiglio di Istituto ci sono solo due donne su sette membri, mentre tre su otto nella Direzione, che però non conta nessun italofono a differenza del Consiglio di Istituto dove siede un rappresentante della Svizzera italiana.
Il mio auspicio in questo anniversario è quindi che nel breve futuro Swissmedic diventi ancora un più paritario e integri maggiormente la rappresentanza di genere e le componenti minoritarie del Paese.
Die Berücksichtigung des Geschlechts in der Gesundheits-versorgung ist von zentraler Bedeutung. Nicht nur in den Entscheidungsgremien, sondern auch in der medizinischen Versorgung, in der Forschung und bei der Entwicklung von Medikamenten.
Bekannt ist zum Beispiel, dass Frauen bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen seltener eine intensivmedizinische Behandlung erhalten als Männer. Dies zeigt auch eine im Jahr 2021 publizierte gesamtschweizerische Studie auf.
Oder umgekehrt, dass bei Männern Osteoporose und Depression häufig zu spät erkannt werden, weil sie als frauentypische Leiden gelten.
Kürzlich wurde eine Studie der Universität Portland im Britisch Journal of Medicine publiziert, die zeigt, dass die Covid-Impfung eine vorübergehende Zunahme der Dauer des Menstruationszyklus verursacht.
Es stellt sich auch die Frage der Dosierung von Medikamenten und Impfstoffen. Für Frauen und Männer ist nicht immer die gleiche Menge erforderlich.Sinnbildlich dafür ist das Beispiel des Schlafmittels Zolpidem : Die FDA (Food and Drug Administration) hat in den USA aufgrund von Studien der unerwünschten Effekte eine Anpassung der Dosisempfehlung für Frauen vorgenommen.
Die Rücksichtnahme geschlechtsspezifischer Unterschiede in Arzneimittelstudien und Zulassungsverfahren erhöht nicht nur die therapeutische Wirksamkeit, verringert Fehldosierungen und verbessert die Sicherheit für Patientinnen, sie ist auch aus rein wirtschaftlicher Sicht von Bedeutung.
Da die Arzneimittel in der Schweiz nur vertrieben werden können, wenn sie vom Schweizerischen Heilmittelinstitut zugelassen sind, spielt Swissmedic bei den geschlechtsspezifischen Unterschieden der medikamentösen Behandlungen eine wichtige Rolle. Zwar verlangt die Heilmittelbehörde Swissmedic explizit , wie auch das Human Forschungsgesetz, dass beide Geschlechter in den klinischen Studien vertreten und diese auch bei den eingereichten Unterlagen für die Zulassung dokumentiert sind.
Aber weder die Grundlagenforschung noch die präklinischen Studien berücksichtigen ausreichend, welches Geschlecht untersuchte Zellen oder Tiere haben. Ausserdem regelt das Heilmittelgesetz diese Elemente noch nicht ausdrücklich.
Swissmedic spielt deshalb durch ihre Aufgaben in den Bereichen Bewilligung, Zulassung und Überwachung von Arzneimitteln auch diesbezüglich eine eminent wichtige Rolle.
L'événement d'aujourd'hui se tient à un moment où les questions de santé sont plus que jamais à l'ordre du jour, notamment à la suite des augmentations significatives des primes de l'assurance maladie, qui s'ajoutent aux augmentations des prix de l'énergie et de l'inflation et contribuent à réduire le revenu disponible des ménages.
Comme nous le savons, les primes maladie dépendent également des coûts des soins de santé, qui sont à leur tour fortement influencés par les tendances démographiques, l'augmentation des maladies chroniques et les développements médico-techniques.
Mais cela a également à voir avec les couts des médicaments : après les frais d’hospitalisation et les frais médicaux, les dépenses en médicaments constituent le troisième poste de dépenses du système de santé.
Wenn wir also über Gesundheitskosten sprechen, müssen wir auch über die Kosten für Arzneimittel sprechen.
Sie machen ein Viertel der Kosten der obligatorischen Krankenversicherung (OKP)aus. Das sind mehr als 8 Milliarden Franken pro Jahr bei der OKP, und nicht alles davon ist durch die Markteinführung neuer und innovativer Arzneimittel gerechtfertigt. Es sind Medikamentenkosten, die oft in keinem Verhältnis zu den Kosten für Forschung und Entwicklung stehen. Verglichen mit dem Ausland liegen die Preise für patentgeschützte Arzneimittel in der Schweiz im Durchschnitt 5 bis 10 Prozent höher. Auch bei patentabgelaufenen Generika und Biosimilars sind die Preise rund doppelt so hoch wie der Durchschnitt der europäischen Referenzländer. So liegen die Ausgaben pro Kopf der Schweizer Bevölkerung für Medikamente auf dem höchsten Niveau in Europa.
Seit 2014 gibt es einen überdurchschnittlichen Kostenanstieg der Medikamentenpreise gegenüber anderen Gesundheitsleistungen. Es ist deshalb klar, dass hier angesetzt werden muss. Es braucht griffige Massnahmen, sowohl bei teuren, patentierten Medikamenten als auch bei Generika.
Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates befasst sich derzeit den Medikamentenpreisen, welche Bestandteil des 2. Pakets betreffend Massnahmen zur Kostendämpfung sind.
Ich hoffe – und ich glaube, die Versicherten in unserem Land hoffen das auch – dass die Politik in der Lage sein wird, in die Arzneimittelkosten einzugreifen, um eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zu erschwinglichen Preisen zu gewährleisten.
Wir brauchen auch mehr Transparenz bei der Festsetzung der Medikamentenpreise. Ebenso bei den privaten und öffentlichen Investitionen in die Forschungs- und Entwicklungskosten.
Preismodelle, Rabatte und «pay per performance» – bei allen neuen Ansätzen, die zurzeit in der Politik zur Diskussion stehen, muss die Transparenz berücksichtigt werden.
Es gilt zu vermeiden, dass eine Gewinnmaximierung angestrebt und vollumfänglich privatisiert wird, während die Gemeinschaft und die öffentliche Hand die Kosten tragen.
Das Engagement für mehr Transparenz muss auch auf internationaler Ebene erfolgen. Nur so erreichen wir, dass faire Preise möglich sind.
Neben den Kosten ist auch die Frage der weltweiten Zugangsgerechtigkeit unumgänglich. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig der Zugang zu Medikamenten, bzw. Impfstoffen in der ganzen Welt ist.
Ich begrüsse deshalb die Zusammenarbeit von Swissmedic auf bilateraler und multilateraler Ebene sehr, um den Zugang zu Heilmittel durch die Stärkung der Regulierungssysteme in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen (Low and Middle Income Countries) zu verbessern. Der Einsatz in fragilen Ländern bezüglich des Aufbaus von Kapazitäten und beschleunigtem Zugang zu therapeutischen Produkten ist prioritär.Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit sollen zudem die Projekte der Entwicklungszusammenarbeit, wie sie der Bundesrat im Jahr 2013 im Leistungsauftrag verankert hat, weiterhin unterstützt werden.
Weltweit haben mehr als 2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu essentiellen Medikamenten.
Hier muss auch die Politik national und international agieren, zum Beispiel bei der Frage der patentgeschützten Medikamente.
Wie im Geschäftsbericht 2021 von Swissmedic zu lesen ist, hat die Corona-Pandemie auch verdeutlicht, warum es eine starke Heilmittelbehörde braucht, die für sichere, wirksame und qualitativ hochstehende Heilmittel sorgt.Swissmedic hat gezeigt, dass trotz hoher Erwartungen an die Zulassung weiterer Impfstoffe die Prüfungsanforderungen nicht einfach dem Ziel schneller Zulassungen untergeordnet wurden. Diese Bereitschaft zu eigenständigen Entscheiden im Interesse der Patientensicherheit hilft, das Vertrauen in die Heilmittel, die in der Schweiz erhältlichen sind, zu vertiefen und zu schützen.
Eine ältere, multimorbidere Bevölkerung, steigende Gesundheitskosten, wachsender Fachkräftemangel: in vielen Länder sind fast alle Gesundheitssysteme mit diesen Fragen konfrontiert.
Deshalb müssen wir alle – Politikerinnen, Politiker, Leistungserbringer, Pharmaindustrie Patientinnen, Patienten und auch Swissmedic – einen Beitrag leisten, um ein gerechtes, bezahlbares und zugängliches Gesundheitssystem zu gewährleisten.
Ein Beitrag, der auch die Sicherstellung ausreichender Mittel für eine Regulierungsbehörde wie Swissmedic beinhaltet, damit diese ihre Aufgaben in der Schweiz weiter unabhängig ausüben kann.
Es ist eine Frage der Gerechtigkeit.
Die heutige Zusammenkunft aller Akteure an diesem Jubiläumstag ist ein wichtiges Signal von Swissmedic.
Ich hoffe, dass es angenommen und weitergetragen wird.